💭 Gedankenhäppchen: Impulskontrolle und Frustrationstoleranz

Veröffentlicht am 11. April 2025 um 16:22

Kleine Gedanken-Snacks für zwischendurch. Diesmal: Die „Secret Sauce“ für Selbstregulation bei deinem Hund


Furry Fellows Gedankenhäppchen_Impulskontrolle und Frustrationstoleranz

„Er muss halt lernen, sich zu beherrschen.“

Diesen Satz hört man gern auf Hundeplätzen, meist während ein Hund an der Leine ziehend vor einem Spielzeug steht und nicht rankommt – minutenlang.

„Das trainiert die Impulskontrolle und Frustrationstoleranz“, lautet die Begründung. Und wenn der Hund irgendwann aus Überforderung heraus aufgibt, heißt es: „Na also. Jetzt hat er's verstanden.“

Hat er?

 

Die Fähigkeit zur Selbstregulation, zu der auch Impulskontrolle und Frustrationstoleranz zählen, ist abhängig von der Leistungsfähigkeit des Kontrollnetzwerkes im Gehirn, insbesondere des präfrontalen Cortex.

Dieses Netzwerk funktioniert wie ein innerer Regler: Es bremst emotionale und motorische Reaktionen und hilft, flexibel und situationsangepasst zu handeln.

Du kannst dir das so vorstellen: Wenn das Nudelwasser zu kochen beginnt, musst du den Herd rechtzeitig herunterdrehen, sonst sprudelt es über. Das Wasser darf weiter leise blubbern, damit die Nudeln perfekt al dente werden, aber eben ohne Chaos in der Küche.

Genauso wirkt das Kontrollnetzwerk: Es sorgt dafür, dass Emotionen nicht ungebremst überkochen, sondern reguliert ab, was gerade nicht hilfreich ist.

Dieses Netzwerk kann nicht durch Überforderung trainiert werden. Im Gegenteil: Stress und Unsicherheit schränken es ein.

Was viel sinnvoller ist: Das Warten üben – gezielt, alltagsnah, ohne Frust und Stress. Dafür mit klaren Strukturen, positiver Verstärkung und Erfolgserlebnissen.

Denn: Dein Hund lernt nicht durch Aushalten, was Geduld bedeutet.


Wir dürfen unsere kognitiven Fähigkeiten nicht mit denen unserer Hunde vergleichen. Wir sollten fair bleiben und keine Konzepte von ihnen verlangen, die sie rein physiologisch gar nicht leisten können.


Der präfrontale Cortex des Menschen ist dem des Hundes weit überlegen. Deswegen können wir vorausschauend denken, Belohnungen aufschieben und uns in stressigen Momenten zusammenreißen.

Also… theoretisch. In der Praxis scheitern wir regelmäßig an Chips, Schokolade oder der fünften Folge unserer Lieblingsserie. Selbst mit High-End-Gehirn ist Impulskontrolle manchmal ganz schön schwer.

Und hier nun die Secret Sauce für eine bessere Selbstregulation:

Die Fähigkeit, Impulsen zu widerstehen und Frustration auszuhalten, entwickelt dein Hund am besten

✔️ durch positive Konsequenzen für Warten in gezielten Lernsituationen

✔️ wenn er sich sicher, selbstwirksam und verbunden fühlt

✔️ und mit einem Happy Brain 🧠 🐶 

✔️ Die Feel-Good-Zutaten für ein glückliches Gehirn:

Dopamin: Motivationskick

Dopamin wird ausgeschüttet, wenn dein Hund etwas erwartet, das ihm Freude macht. Wenn er z.B. bestimmte Muster erkennt: „Ah, jetzt gehen wir raus!" oder „So knistert doch die Leckerli-Tüte!“

🦴 So kannst du Dopamin fördern:

  • Belohnungsbasiertes Training mit positiver Verstärkung
    • Jedes „Yay, ich hab's geschafft!" kickt Dopamin
  • Gemeinsame Erfolgserlebnisse
    • Besser viele Mini-Erfolge als seltene große
  • Neugier und Entdecken
    • Neue, spannende Gassirunden und gemeinsame Abenteuer
  • Futter suchen und sammeln
    • Hunde sind nicht nur Jäger, sondern auch Sammler 😉
  • Gemeinsames Spielen
    • Ausgelassen Spaß haben

Serotonin: Stimmungsaufheller

Serotonin wirkt ausgleichend, beruhigend, angstlösend und stabilisiert die Stimmung.

🧘‍♂️ So kannst du Serotonin fördern:

  • Gefühl von Sicherheit
    • Verlässlicher Sozialpartner sein und Social Support geben
  • Ruhe und Schlaf
    • Ausreichend und ungestörter Schlaf = Gehirn-Wellness und Stressverarbeitung
  • Sonnenlicht und Naturreize
    • Wie bei uns: Tageslicht und Draußenzeit im Grünen tun einfach gut!
  • Ausreichend Bewegung
    • Spaziergänge, Schnüffelrunden = einfach die Zeit gemeinsam genießen
  • Geregelte Tagesabläufe und klare Strukturen
    • Vorhersehbarkeit und Erwartungssicherheit = mentale Entspannung

Oxytocin: Bindungs-Booster

Oxytocin ist der Botenstoff für Zugehörigkeit und soziale Nähe. Es wird beim Kontakt mit Bindungspartnern ausgeschüttet und ist der Gegenspieler zum Stresshormon Cortisol!

💞 So kannst du Oxytocin fördern:

  • Sanfte, einfühlsame Berührungen
    • Streicheln, langsames Bürsten, gemeinsames Kuscheln (wenn dein Hund das mag)
    • Hunde zu klopfen fördert übrigens kein Oxytocin …und auch kein Dopamin oder Serotonin! 😉 Woher kommt wohl diese schreckliche Angewohnheit? Wenn du’s weißt – schreib mir gern!
  • Blickkontakt in ruhigen Momenten
    • Liebevolle Blicke (kein Anstarren!) in entspannten Situationen
  • Weiche Sprache und Zuwendung
    • Deine Stimme wirkt wie Medizin für das Gehirn deines Hundes
  • Gemeinsame Ruhezeiten
    • Einfach beieinander liegen, gemeinsam entspannen – das beruhigt und verbindet
  • Positive soziale Interaktionen
    • Auch mit anderen Hunden oder Menschen (keine erzwungene Kontaktaufnahme!)
  • Schutz und Verlässlichkeit
    • Deinem Hund in schwierigen Momenten zur Seite stehen. Damit bietest du echte soziale Sicherheit = Oxytocin deluxe 😉