Begegnungsstress an der Leine, die vier F’s und die Körpersprache unserer Hunde

Veröffentlicht am 8. Mai 2024 um 22:39

Nicht für alle Hundemenschen ist es eine Selbstverständlichkeit, mit ihren Vierbeinern gemütliche Spaziergänge im Stadtpark oder zum Lieblingscafé zu unternehmen.

Viele Hunde haben Begegnungsprobleme mit den unterschiedlichsten Reizen, wie beispielsweise Autos, Traktoren, Pferde, Kühe, Jogger, Fahrradfahrer oder Wanderer. Sehr oft reagieren sie auch auf Artgenossen. Hier kann ein ganz bestimmter Hundetyp der Auslösereiz sein oder aber auch generell alle anderen Hunde, denen man begegnet.

Furry Fellows_Begegnungstraining

Für Mensch und Hund bedeutet dies oft eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität.

Nicht nur die Psyche leidet, sondern oft auch die körperliche Gesundheit.

Das Ausrasten von Bello an der Leine geht langsam auf Rücken und Schulter, man wird ungehalten, reagiert gereizt und die Beziehung zwischen Mensch und Hund leidet.

 

Die Spaziergänge machen keinen Spaß mehr und man geht seltener und weniger mit dem Hund nach draußen. Vor jeder Gassirunde hat man schon so ein nervöses Gefühl im Magen. Und gerade dann kommt noch der sprücheklopfende „Lieblings“-Nachbar um die Ecke… da ist der Tag schon wieder gelaufen.  

Ein Blogartikel kann zwar kein Begegnungstraining ersetzen, aber du kannst dir über diesen Weg fundiertes Wissen aneignen. Wissen verschafft Verständnis. Durch das Verstehen der Hintergründe wirst du die Ausraster deines Hundes besser einordnen können und fühlst dich nicht mehr so machtlos.


In diesem Artikel beschreibe ich dir, wie wir gemeinsam an Begegnungen trainieren, und zwar so, dass es nachhaltig und vor allem alltagsrelevant ist.

Du erfährst, wie es überhaupt dazu kommt, dass Hunde sich in bestimmten Situationen reaktiv verhalten.

Du lernst Details zur Körpersprache deines Hundes und du bekommst Tipps, wie du schwierige Begegnungssituationen im Vorfeld schon erkennst und somit proaktiv handeln kannst.


Im Begegnungstraining setzen wir auf drei Elemente: das eigentliche Training, das begleitende Management und das Verhalten in Not-Situationen.

TRAINING:

In unserem Training wirst du folgende Werkzeuge an die Hand bekommen:

  • ein achtsames Leinenhandling, welches angepasst ist an die körpersprachlichen Signale deines Hundes
  • ein gutes Timing
  • Techniken der Desensibilisierung zusammen mit Gegenkonditionierung
  • und das Trainieren von Alternativverhalten

Wir konzentrieren uns auf ein paar Trainingstechniken, die zu dir und deinem Hund passen und mit denen ihr dann richtig gut umgehen könnt. Es ist besser, ein paar Techniken richtig gut zu können als viele verschiedene nur so halbwegs.

Aus der ganzen Auswahl an Möglichkeiten stellen wir dir deine individuelle Tool-Box mit den für dich passenden Trainingstechniken zusammen. Was für andere Mensch-Hund-Teams gut funktioniert, muss nicht unbedingt auch die richtige Strategie für dich und deine Fellnase sein.

Worauf wir allerdings immer achten, ist die Körpersprache deines Hundes und das richtige Leinenhandling. Nach und nach wirst du deinen Hund besser lesen lernen und kannst erkennen, wenn er einen Auslösereiz lieber meiden möchte, wenn er sich in einer Konfliktsituation befindet, ängstlich oder gerade gestresst ist.

Warum wir nicht mit körpersprachlichem Blocken, dünnen Halsbändern, Wasserspritzen, Rappeldosen & Co. trainieren:

Die einfache Antwort ist: weil es absolut nicht nötig ist! 😊 Es gibt bessere und nachhaltigere Trainingstechniken, die zudem das Tierwohl beachten und eine sichere Bindung zwischen Mensch und Hund fördern.

Dein Hund empfindet Angst, Frust oder Stress in einer schwierigen Begegnungssituation. Durch Strafe würdest du nur noch mehr Unangenehmes hinzufügen und dein Hund würde sich noch schlechter fühlen.

Hierdurch leidet eure Bindung und dein Hund lernt, dass auf den Stressauslöser auch noch eine unangenehme Reaktion von dir folgt, seiner Bezugsperson, der er doch eigentlich vertrauen sollte.

Strafe kann zu einer schwerwiegenden Fehlverknüpfung führen, wodurch wir nur noch mehr Öl ins Feuer gießen. Die Strafe wird nämlich nicht nur mit dir verknüpft, sondern womöglich auch mit dem anderen Hund, dem rennenden Kind, dem Jogger, etc. Dies kann dazu führen, dass dein Hund beim Wahrnehmen solcher Stressoren stärker und früher eskaliert.

Strafe deckelt das unerwünschte Verhalten nur, wodurch es in ganz anderen Situationen plötzlich und unkontrolliert ausbricht. Strafe nimmt dem unerwünschten Verhalten nicht seine Funktion; das Bedürfnis nach beispielsweise mehr Sicherheit und Abstand ist noch immer vorhanden.

Erholungszeiten nach dem Training:

So ein Begegnungstraining ist ziemlich anstrengend für Hunde. Ihre Impulskontrolle ist irgendwann aufgebraucht und sie brauchen Zeit zum Auftanken. Es ist besser, wenn man nach zwei guten Begegnungen eine Pause macht, anstatt die Belastungsgrenze auszutesten und eine Ausraster-Situation zu riskieren, die uns im Training wieder zurückwerfen würde.

Oft hilft es Hunden, wenn sie nach schwierigen Begegnungen erstmal eine Runde rumflitzen können, etwas kauen dürfen oder einfach ein bisschen mit ihrem Menschen kuscheln können, je nach Bedürfnis.

Erlebt ein Hund täglichen Stress ohne Erholungsmöglichkeit, führt dies zu schnelleren und früheren aggressiven Reaktionen. Generell ist es sehr wichtig, auf den Stresspegel deines Hundes zu achten. Ausgeglichene und ausgeruhte Hunde können schwierige Situation einfach besser wegstecken. Siehe hierzu auch meinen Blogartikel zum Thema Resilienz.

NOTSITUATIONEN:

Neben dem Trainieren der oben genannten Werkzeuge üben wir auch gemeinsam, wie du dich in Notsituationen verhältst.

Es kann im Alltag immer mal passieren, dass ein Stressauslöser plötzlich auftaucht und man keine Ausweichmöglichkeit hat, oder man hat gerade einen schlechten Tag und ist unkonzentriert…

Wir üben solche Not-Verhalten zunächst außerhalb von brenzligen Situationen, damit sie nachher unter Stress und Erregung auch sicher und gefahrlos abgerufen werden können.  

MANAGEMENT:

Management läuft parallel zum Training und macht Training in vielen Fällen überhaupt erst möglich.

Unter Management verstehen wir alle Maßnahmen, die für Sicherheit sorgen und die verhindern, dass sich das unerwünschte Verhalten weiter festigt.

Beim Begegnungstraining wäre das beispielsweise ein gut sitzendes Geschirr, welches verhindert, dass dein Hund sich die Luft abschnürt oder sich am empfindlichen Kehlkopf verletzt und womöglich diesen Schmerz noch mit dem Auslösereiz verknüpft. Außerdem kannst du deinen Hund in Notsituationen am Geschirr besser festhalten.

Dazu benötigen wir noch eine 3 bis 5 Meter lange Leine, die deinen Hund einerseits gut sichert, ihm andererseits aber noch genügend Freiraum ermöglicht, um körpersprachliche Signale zu kommunizieren und deeskalierendes Verhalten zu zeigen.

Um zu verhindern, dass das unerwünschte Verhalten gefestigt wird, sollte dein Hund beim Spazierengehen keine Gelegenheit haben, es weiter auszuüben. Bis das Training so weit fortgeschritten ist, dass ihr das Alternativverhalten bewältigen könnt, greifen wir also parallel auf Managementmaßnahmen zurück.

Dies kann ganz unterschiedlich aussehen. Für manche Menschen ist es praktisch, mit dem Hund in ein abgelegenes Gebiet zu fahren, um dort ohne Auslöser in Ruhe die Draußenzeit zu genießen. Für andere Menschen passt es besser in ihren Alltag, wenn sie die Gassirunden auf andere Zeiten verlegen.

Management kann auch bedeuten, dass du deinen Hund in schwierigen Situationen ablenkst. Das Ablenken mit Futter oder Spielzeug, damit der Auslösereiz gar nicht erst bemerkt wird, gilt oft als verpönt, weil es kein echtes Training ist. Aber es verhindert, dass der Hund das unerwünschte Verhalten weiter festigt und es kann daher eine sehr wertvolle Managementmaßnahme sein.


Warum haben Hunde so oft Begegnungsprobleme?


Jeder Hund reagiert anders auf Auslösereize. Wie reaktiv ein Hund ist, hängt sehr stark mit seiner Genetik zusammen und auf welche Eigenschaften seine Rasse in ihrer Zuchtgeschichte selektiert wurde.

Es hängt auch zusammen mit der Persönlichkeit des Hundes und mit seinen bisherigen Lernerfahrungen, wie gut er an andere Menschen und Tiere gewöhnt wurde und wie seine allgemeine Umweltsicherheit trainiert wurde.

Eine große Rolle spielt darüber hinaus, in welcher Lebensphase dein Vierbeiner gerade steckt. Als Welpe, Junghund, erwachsener Hund oder Seniorhund kann dein Hund ganz unterschiedlich auf Reize reagieren, weil das Gehirn sie anders bewertet.

Hinzu kommen noch die aktuelle Tagesform und Verfassung: hat dein Hund gut geschlafen, hat er seine gewohnte Tagesroutine, fühlt er sich allgemein wohl oder hat er Schmerzen und gerade eine stressige Zeit?

Beim Begegnungsthema geht es immer um Distanzen und darum, mit welcher Geschwindigkeit sich ein Reiz auf einen Hund zubewegt.

Erscheint ein Reiz plötzlich, wie aus dem Nichts, ist er dazu noch laut und kommt auch noch direkt auf den Hund zu, wäre das für jeden Hund eine echte Nervenprobe.

Hunde können auf größerer Distanz meistens besser mit Reizen umgehen. Sobald beispielsweise ein anderer Hund zu nah ist, schaffen viele es nicht mehr, sich abzuwenden, wegzugehen oder zur Deeskalation am Boden zu schnüffeln.

Jede Begegnung mit einem Artgenossen birgt zunächst einmal Konfliktpotential.

Oft hört man die Annahme, dass Hunde sich untereinander am wohlsten fühlen. Sie können auf Hundeart miteinander spielen und rennen, wie wir Menschen es ihnen nicht bieten können. „Geh mal zum anderen Hund schnüffeln!“ oder „Geh mal spielen!“ hört man sehr oft und beobachtet dann, wie die Hunde förmlich zum Spielen gezwungen werden.

Unbekannte und fremde Hunde sind sich ganz oft erstmal gleichgültig oder sehen sich als Konkurrenten. Konkurrenten buhlen um Ressourcen und stellen somit erstmal eine Bedrohung dar. Ressourcen können ein mitgebrachter Ball sein, ein gefundenes Stöckchen, das Mäuseloch am Feldweg, die Bezugsperson, die Leckerchen in der Tasche, etc.

Man sollte also vorsichtig mit Ablenkungen wie Futter oder Spielzeug umgehen, wenn der andere Hund bereits sehr nah ist.

Daneben kann auch Frustration ein Grund für aggressives Verhalten bei Begegnungen sein. Hunde, die gerne Kontakt haben zu anderen Hunden, können durch Begegnungen an der Leine frustriert werden. Nach der freudigen Erregung bei Sicht eines Artgenossen sind sie enttäuscht, wenn ein Kontakt nicht möglich ist. Es kann passieren, dass sie diese Frustration mit dem anderen Hund verknüpfen und deshalb in Zukunft schon beim Wahrnehmen des Fremdhundes und beim Anspannen der Leine aus dem Fell hüpfen.

Aggressives Verhalten ist oft auch eine gelernte Strategie, da es in einem bestimmten Kontext zum Erfolg geführt hat. Sind Meiden oder Flüchten für einen angeleinten Hund nicht möglich, der Auslösereiz verschwindet aber, nachdem er aggressiv nach vorne geprescht ist, wird dieser Hund unter Umständen zukünftig sofort auf dieses Verhalten zurückgreifen. Hunde können nicht erfassen, dass der Traktor und das Fahrrad sowieso verschwunden wären, mit oder ohne ihr Ausrasten.

Auch bei Hundebegegnungen kann ein aggressives Verhalten schnell als Lösung gelernt werden, weichen doch plötzlich alle Mensch-Hund-Teams in einem großen Bogen aus und man hat als unsicherer und ängstlicher Hund wieder seine Ruhe.


Nimmt ein Hund etwas als Bedrohung war, gibt es vier mögliche Reaktionen.


Furry Fellows_vier F Reaktionen

Die 4 F’s sind Notfallprogramme, die ohne bewusste Kontrolle ablaufen:

  • Fight (Angriff)
  • Flight (Flucht)
  • Freeze (Erstarren)
  • Fiddle (Rumkaspern, Übersprungshandlungen)

Hinter einer Fight-Reaktion, also einem Angriff, verbirgt sich oft die Angst als zugrundeliegende Emotion. Ist die Flight-Reaktion, also die Flucht, nicht möglich, gehen Hunde oft zum Angriff über, um somit den Stressor oder die Bedrohung zu verscheuchen und auf Abstand zu halten. Geht man drohend nach vorne, bekommt das Gegenüber hoffentlich Angst und verschwindet!

Die Freeze-Reaktion ist ein Erstarren, welches sehr kurz sein kann oder aber auch länger gezeigt wird. Nach dem Erstarren kann der Hund zu den unterschiedlichsten Verhaltensweisen switchen, auch Flucht oder Angriff sind möglich. Manche Hunde kommen auch erst aus ihrer Angst-Starre, wenn die Bedrohung wieder vorüber ist.

Die Fiddle-Reaktion kann leicht mit einer Spielaufforderung verwechselt werden. Der Hund kaspert ein bisschen rum, springt nach vorne und gleich wieder zurück. Die Vorderköpertiefhaltung sieht nicht so weich aus wie bei einer Spielaufforderung und der ganze Körper scheint viel angespannter zu sein. Die Bewegungen des Hundes sind eher zackig und ruckartig.

Beim Fiddeln können Hunde gleichzeitig bellen oder auch Beschwichtigungssignale und Übersprungsverhalten zeigen. Hunde wollen auch mit dieser Reaktion dem Artgenossen sagen: „Ich habe eigentlich keinen Bock auf diese Begegnung. Gehe bitte einfach weiter!“

Diese vier Reaktionen fühlen sich alle nicht toll an. Menschen werden meist erst bei deutlichem Angst- oder Aggressionsverhalten ihrer Hunde aktiv und suchen dann Trainingsunterstützung. Aber auch ein Einfrieren ist für Hunde richtig blöd, sie fühlen sich ohnmächtig, handlungsunfähig und der Situation ausgeliefert. Ebenso ist das Fiddeln nicht schön für Hunde, da sie dadurch Stress erleben und überfordert sind.

Auch wir Menschen kennen diese vier Reaktionsmöglichkeiten. Das Fiddeln unserer Hunde können wir gut mit Situationen vergleichen, in denen wir im menschlichen Miteinander plötzlich nervös und ein bisschen gekünstelt lachen, anstatt ehrlich unsere Grenzen zu kommunizieren.


Die Körpersprache deines Hundes


Lernst du deinen Hund zu lesen, kannst du ihn viel besser unterstützen und verhinderst somit, dass ihr in schwierige Situationen geratet.

Zeichen von Angst, Stress, Beschwichtigung und Deeskalation können gleich aussehen und sind oft nicht strikt zu trennen. Aber das ist auch nicht wichtig.

Wichtig ist, dass du die frühen, kleinen Anzeichen erkennst, deinen Hund nicht weiter in die Situation hineindrängst und ihm stattdessen Hilfe und Unterstützung bietest.

Bitte beachte, dass all diese Anzeichen immer im Kontext zu betrachten sind. Ein Hund kann natürlich auch gähnen, weil er einfach gerade müde ist. Und ein Schlecken über Fang und Nase wird auch gerne mal nach einer köstlichen Mahlzeit gezeigt. 😉

Meideverhalten:

Ein Meideverhalten kann sehr subtil aussehen. Wenn ein Hund seinen Blick oder Kopf abwendet, seine Bewegung verzögert, anhält, sich hinsetzt oder am Boden schnüffelt, sind das alles kleine Anzeichen dafür, dass er mehr Abstand braucht und den Stressor meiden will.

Diese leisen Zeichen werden gezeigt, bevor der Hund sich komplett abwendet, rückwärts weggeht oder erstarrt und steif wird.

Stressanzeichen:

Sich abwenden, Blinzeln und unsteter Blick, viel Weiß in den Augen sichtbar (normalerweise sieht man nur die Pupille und die Iris), Züngeln (schnell über die Nase lecken), Ohren nach hinten, Rute hängt runter, Fiepen, Winseln, Bellen, Hecheln, Speichelfluss, Wedeln, Penis ist ausgeschachtet, Schreckhaftigkeit, aufgestelltes Fell, Schuppenbildung, Schweißpfötchen, Zittern, sich schütteln, Stressgesicht (lange Maulspalte, angespannte Muskeln um Fang und Augen), Übersprungsverhalten, keine Reaktion auf gut gelernte Signale, Einfrieren und Erstarren.

Übersprungsverhalten:

Übersprungshandlungen sind Verhaltensweisen, die eigentlich nicht zu der Situation passen. Sie werden unbewusst gezeigt und sollen die Kommunikation mit dem Gegenüber unterbrechen.

Das Gute am Übersprungsverhalten ist, dass Hunde sich aktiv verhalten und dadurch ein bisschen Stress abbauen können (im Gegensatz zum Meideverhalten). Wird Übersprungsverhalten jedoch oft gezeigt, sollte man darauf achten, dass es sich nicht zu exzessiven Verhaltensweisen ausweitet.

Beispiele könnten sein: Jagen, Trinken, Essen, sich belecken, sich kratzen, sich strecken, im Bogen laufen, Vorderkörpertiefstellung, plötzliches Losrennen, Schnüffeln und Buddeln.

Auch in die Leine beißen, Aufreiten oder Bellen können, je nach Kontext, Übersprungshandlungen sein und sind dann Anzeichen von Stress.

Beschwichtigungssignale:

Kopf abwenden, Blinzeln, Gähnen, Pfote anheben, sich über die Nase lecken, am Boden schnüffeln, Körper abwenden, Vorderkörpertiefstellung oder sich komplett hinlegen, im Bogen laufen, langsame und verzögerte Bewegungen, Urinieren.

Du hast nun ganz viel Hintergrundwissen, welches als Basis für die Umsetzung im Alltagstraining so wichtig ist.

Nachfolgend gebe ich dir ein paar Tipps und Hinweise, wie du deinen Hund zukünftig bei Begegnungen besser unterstützen kannst.

Hat dein Hund bereits ein echtes Begegnungsproblem, werden Tipps und Tricks schnell an ihre Grenzen kommen.

Kontaktiere mich gerne und wir vereinbaren einen Termin für ein gemeinsames Training!


Worauf kannst du also achten und was solltest du tun, wenn euch Auslösereize auf dem Spaziergang begegnen:


Ziehe deinen Hund auf keinen Fall weiter in die für ihn bedrohliche Situation. Die Absicht von uns Menschen mag freundlich sein: „Komm, ich gehe mit dir und zeige dir, dass die Mülltonne, das Fahrrad, der andere Hund, etc. gar nicht schlimm sind.“ Leider lassen sich Angst und Furcht so nicht therapieren.

Beobachtest du, dass dein Hund seine Vorwärtsbewegung verlangsamt, ausweicht und am Wegesrand schnüffelt, oder sich zu dir umdreht und sich an dir orientiert, lobe ihn mit ruhiger und freundlicher Stimme und belohne ihn mit Futter, wenn er dies annehmen kann.

Du kannst ihn für dieses tolle Verhalten belohnen, indem ihr den Abstand vergrößert und den Stressauslöser in einem großen Bogen umgeht. Lasse deinen Hund an langer und lockerer Leine bestimmen, wie weit dieser Bogen sein soll. Lobe ihn während des Vorbeilaufens weiterhin ruhig und freundlich.

Ist es nicht möglich, einen Bogen zu laufen, ist ein Umkehren immer eine Option. Achte bitte darauf, dass du deinen Hund bei eurer Kehrtwende so aus der Situation führst, dass er sich nicht um 180 Grad zu einem anderen Hund drehen muss und er somit in einen Konflikt geraten würde. Es ist das Vorderteil mit den Zähnen, welches einen anderen Hund in Schach hält. Hunde würden es nicht riskieren, in solchen Situationen dem anderen Hund ihr Hinterteil zuzuwenden.

Bei Hundebegegnungen kannst du deinen Hund ausgiebig loben, wenn er seinen Blick vom anderen Hund immer mal wieder abwendet. Hinschauen und zügig wieder wegschauen, am Boden schnüffeln, ein bisschen Gras fressen und den anderen Hund weitestgehend ignorieren sind tolle Verhalten, die du verstärken solltest.

Beobachtest du das weiter oben beschriebene Rumkaspern (Fiddeln) an deinem Hund, signalisiert er dir, dass er keinen Kontakt mit dem Fremdhund haben möchte. Es stresst ihn und er fühlt sich überfordert. Ihr geht auch dann einfach in einem Bogen weiter, an lockerer Leine und mit so viel Abstand wie nötig.

Oft beobachtet man auch, dass sich Hunde beim Wahrnehmen eines Fremdhundes ein bisschen verstecken wollen; sie gehen dann hinter eine Grasnarbe, einen Strauch oder Busch. Das ist auch vollkommen in Ordnung.

Es ist wichtig, dass sie selbst entscheiden, wie nah und wie schnell sie in eine Begegnung gehen möchten und ob sie sie überhaupt möchten.

Durch die erfahrene Selbstwirksamkeit können sie zukünftige Begegnungen immer selbstsicherer und souveräner bewältigen.

Generell kannst du das Passieren von Stressoren einfacher gestalten, wenn du dich stets als menschlicher Puffer dazwischen bewegst, dein Hund also an der vom Stressauslöser abgewandten Seite geht.

Dies ist eigentlich ein ganz simpler Tipp, aber man sieht leider sehr oft, dass Menschen auf dem Gehweg ihre Hunde an der Straßenseite führen oder versuchen, sie direkt an anderen Hunden vorbei zu führen – obwohl man angelegte Ohren, abgewandte Blicke, ganz viel Schlecken, Gähnen und Blinzeln beobachten kann.

Wenn man sich mal vorstellt, was Hunde gerade in unseren Städten mit hoher Hundedichte tagtäglich bewältigen müssen… das ist schon eine enorme Leistung!