Belohnungen und positive Verstärker unter der Lupe. Teil 1/2: Die passende Belohnung für deinen Hund finden

Veröffentlicht am 27. Februar 2024 um 16:50

Schön, dass du wieder hier bist! Ich freue mich sehr darüber, mit dir in diesem Artikel ein bisschen tiefer in die Thematik des Belohnens einzutauchen.

Hol dir einen Tee oder Kaffee, mach’s dir gemütlich und komm mit in die spannende Welt der Verstärker! Viel Spaß beim Lesen! 😊

Furry Fellows_Belohnungen und Verstaerker

Auf der Unterseite „Wie wir trainieren“ findest du die vier Quadranten der operanten Konditionierung abgebildet.

Folgt nach einem Verhalten eine angenehme Konsequenz, wird dies als positive Verstärkung bezeichnet.

Verstärkung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Verhalten zukünftig häufiger auftreten wird.

In dem Blogbeitrag „Ivan Pavlov, die klassische Konditionierung und ein Knackfrosch im Hundetraining“ lernst du das Markersignal (Clicker, Markerwort) kennen, welches ein sogenannter sekundärer Verstärker ist.

Hmm… sekundär? Dies mag dir erstmal verwirrend vorkommen. Das Markersignal ist der sekundäre Verstärker und das darauffolgende Leckerli ist der primäre Verstärker. Der sekundäre Verstärker kommt in der zeitlichen Abfolge VOR dem primären Verstärker. Wenn du die Begriffe sekundär und primär nicht zeitlich betrachtest, sondern von der Wertung der Belohnung ausgehst, machen diese beiden Begriffe auf einmal Sinn. Das Markersignal stellt nicht die wirkliche Belohnung für deinen Hund dar. Es kündigt die echte, also primäre, Belohnung nur an.

Auch Signale, die du positiv im Training aufgebaut hast, können zum sekundären Verstärker werden. Das Sitzmachen empfindet dein Hund als ein lustiges Spiel: wenn er das Signal „Sitz“ hört, setzt er sich hin und bekommt danach ein Leckerli. Das Sitz ist so ziemlich die erste Übung, die Hunde lernen. Es wurde also schon sehr oft belohnt und hat somit eine große Verstärkungsgeschichte. Das Signal „Sitz“ ist für deinen Hund ein Ankündiger für „Verstärkung ist möglich“ und wird dadurch selbst zum Verstärker. Genau hier liegt eine Stolperfalle im positiven Training, der man sich immer bewusst sein sollte: ungewollte Verhaltensketten.

Als Beispiel stell dir vor, dass dein Hund im Wald die Hunde-Parfümerie entdeckt hat und sich hingebungsvoll in Eau de Chien No5 wälzt. Er reagiert nicht sofort auf deinen Rückruf und lässt sich mehr Zeit mit dem Zurückkommen als dir lieb ist. Wenn du ihm jetzt das Sitz-Signal gibst, belohnst du ihn mit dem darauffolgenden Leckerli nicht nur für das Sitz, sondern auch für den halbherzig ausgeführten Rückruf.


Aber wir kommen zurück zu den primären Verstärkern und beleuchten diese etwas eingehender. Unsere Art von Training ist nicht nur belohnungsbasiert, sondern auch bedürfnisorientiert. Warum ist das so wichtig?

Erst, wenn wir mit einer Belohnung auch wirklich ein aktuelles Bedürfnis des Hundes befriedigen, wird diese Belohnung zum Verhaltensverstärker.

Wir dröseln das mal auf. Dein Hund empfindet es als angenehm, wenn du ihn abends auf dem Sofa streichelst. Das kann im entspannten Zustand auch gerne mal ein Kraulen auf seinem Kopf sein. Wenn ihr jedoch draußen seid und dein Hund zu dir gerannt kommt, kann die schnelle Annäherung deiner Hand von oben und das darauffolgende Betatschen seines Kopfes ganz schön unangenehm für ihn sein.

Dem Verhalten (das Zurückkommen zu dir) folgt also etwas Unangenehmes (Betatschen auf dem Kopf), was bedeutet, dass das Verhalten zukünftig seltener auftreten wird. Was du als Belohnung angesehen hast, empfindet dein Hund, ja, man kann es lernpsychologisch so ausdrücken, als Strafe.

Du hast also anhand der Körpersprache deines Hundes (Ausweichen, Ohren nach hinten, Kopf abducken) gemerkt, dass das oben beschriebene Beispiel keine gute Belohnungsstrategie für einen Rückruf ist. Du stattest dich nun also mit den Lieblingsleckerli deines Hundes aus und ihr startet eure Gassirunde. Es ist ein warmer Sommertag und dein Hund hatte Spaß an einem Rennspiel mit einem anderen Hund.

Er hat super gut auf deinen Rückruf reagiert und steht nun hechelnd mit langer Zunge vor dir. Du bietest ihm als Belohnung seine geliebten Käsestückchen an, bemerkst jedoch, dass er sie nur zögerlich annimmt. Käse ist ein bisschen salzig und dein Hund empfindet das Essen von Käse in dem Moment nicht als eine echte Belohnung.

Im Herbst hingegen kann der Käse bei deinem Hund gut ankommen. Du setzt ihn wieder als Belohnung für den Abruf aus einem Spiel mit Artgenossen ein und dein Hund nimmt den Käse gerne an.

Aber hast du das Verhalten „Ich laufe auf Signal schnell zu meinem Menschen“ auch wirklich verstärkt?

Dein Hund hat den Käse gerne angenommen, aber hatte er in diesem Moment auch das vorrangige Bedürfnis zu essen? Oder doch eher zu spielen? Vielleicht wäre nach diesem Rückruf auch ein Zergelspiel ein passender Verstärker gewesen. Dein Hund erfährt, dass der Abruf aus dem tollen Spiel mit den anderen Hunden nicht das Ende von Action und Spaß bedeutet, sondern dass er weiter Spaß mit seinem Menschen haben kann.


Um die richtige Belohnung zu finden, und somit Verhalten auch wirklich zu verstärken, solltest du die Bedürfnisse deines Hundes und auch sein Erregungslevel in der jeweiligen Situation berücksichtigen.


Das klingt in der Theorie sehr einfach, erfordert aber für die Umsetzung im Alltag ein bisschen Überlegung.

Hier möchte ich ansetzen und dir mit ein paar Anregungen helfen:

Bei Belohnungen denkt man oft erstmal an Futter, Leckerli oder Spielzeug (Bälle, Dummys, Zergel, etc.).

Richte bitte zunächst einmal deinen Fokus weg von dem Gegenstand an sich und denke über das Verhalten nach, welches Belohnungs-Gegenstände erzeugen.

Betrachte nicht das Futter als den primären Verstärker, sondern das Riechen, Schmecken, Kauen, Sattwerden. Der Ball an sich ist nicht der primäre Verstärker, sondern das Hinterherlaufen, das Apportieren und die gemeinsame Interaktion mit dir. Andere Hunde hingegen finden es vielleicht toll, wenn sie auf ihrem Lieblingsball einfach rumknautschen dürfen.

Dies hilft dir, mit Futter und Spielzeug etwas kreativer umzugehen und deinen Hund in seinem aktuellen Erregungslevel abzuholen. Nach einem wilden Spiel mit Artgenossen ist dein Hund sicherlich sehr aufgekratzt und empfindet es nicht als spannend, ein Leckerli direkt vor der Nase angeboten zu bekommen.

Du könntest die Futterstückchen in der Situation ein paar Mal werfen, damit dein Hund hinterherjagen kann. Im nächsten Schritt werden sie nur noch gekullert und danach, wenn dein Hund in seiner Erregung etwas runtergekommen ist, kannst du ihm das Leckerli direkt anbieten.

Furry Fellows_Erregungswelle Hundetraining

Auch ein Ballspiel kannst du auf diese Weise kontrolliert „runterfahren“.

So verhinderst du, dass dein Hund beim Spielen mit dem Ball immer höher fährt und beim abrupten Beenden in die Frustration abrutscht und dadurch bellt und an dir hochspringt.

Nachdem du den Ball ein paar Mal geschleudert hast, wirfst du ihn nicht mehr so weit und danach rollst du ihn nur noch von euch weg. Am Ende dieser „Erregungswelle“ sollte immer das Fressen von Futter, bzw. Leckerli stehen. Das Fressen schüttet Endorphine aus, die den Neurotransmitter Dopamin ablösen. Dopamin kurbelt das „Immer-mehr-wollen“ an und ist verantwortlich für „schneller, höher, weiter“. Bei der Ausschüttung von Endorphinen hingegen kommt es zur Beruhigung.

Wenn du dieses kontrollierte Runterfahren beachtest, kannst du auch einen ballverrückten Hund weiterhin mit seinem Lieblingsspielzeug belohnen. Bitte beachte, dass wenn du übergehst zum Futterspiel, du den Ball noch nicht wegnimmst. Lass ihn einfach unbeachtet auf der Wiese liegen. Wenn du siehst, dass dein Hund in Ruhe das Futter annimmt und sich nicht mehr für den Ball interessiert, kannst du ihn wieder in deine Tasche packen.


Suchst du nach einer passenden Belohnung für deinen jagdlich ambitionierten Hund oder fragst du dich, wie du ihn für einen Rückruf bei Wildsichtung belohnen kannst?

Furry Fellows_Jagdhunde belohnen

Schnapp dir eine Brötchentüte oder Sandwichtüte aus Papier, befülle sie mit richtig guten Leckerli und knüll sie zusammen.

Dieses kleine Paket passt prima in deine Jackentasche oder Bauchtasche und ist somit einfach mitzunehmen auf eurer Runde im Wald.

Nachdem du dein Rückruf-Signal gegeben hast und dein Hund zügig zu dir gerannt kommt, wirfst du die zerknüllte Papier-Leckerli-Tüte von deinem Hund weg (bedenke, dass Beute auch nicht auf den Hund zulaufen würde!).

Dein Hund darf sofort hinterherjagen und wird einen großen Spaß daran haben, die Papiertüte aufzureißen und seine „Beute“ zu vertilgen. 😊

Dass du die Papierfetzen wieder aufsammelst und mitnimmst, versteht sich natürlich von selbst.

Du solltest deinen Rückruf nicht permanent einsetzen. Es sollte ein besonderes Signal bleiben, das sich nicht abnutzt und somit auch in schwierigen Situationen funktioniert. Beim ständigen Gebrauch würde der Hund lernen, dass er nur fortlaufen muss, damit er zurückgerufen wird und seine Belohnung bekommt. Da haben wir sie wieder: die ungewollten Verhaltensketten!

Es ist also sehr praktisch, wenn du dir neben deinem Rückruf noch weitere Strategien überlegst. Du könntest z.B. an der Orientierung an dir arbeiten, indem du die freiwilligen Blicke deines Hundes zu dir markerst und belohnst. Du kannst deinen Hund auch während einer Wanderung im Wald regelmäßig belohnen, wenn er schön auf den Wegen bleibt. Du bietest deinem Hund somit eine attraktive Alternative zu unerwünschten Ausflügen ins Unterholz.

Noch eine gute Idee als weiterer Baustein ist es, deinen Hund für das Vorstehen und Lauern zu belohnen.

Beim Verändern von unerwünschten Verhaltensweisen arbeiten wir nach dem Prinzip „Vor jedem unerwünschten Verhalten kommt erwünschtes/akzeptables Verhalten.“ Wenn wir dies immer wieder bedürfnisorientiert belohnen, wird die Wahrscheinlichkeit, dass das unerwünschte Verhalten auftritt, stets geringer.

Vor dem unerwünschten Hetzen zeigt dein Hund das Vorstehen/Lauern, welches ein noch zu akzeptierendes Verhalten innerhalb der Jagdsequenzen ist (Orientieren, Fokussieren/Lauern, Anpirschen, Hetzen, Packen, Töten, Zerreißen, Fressen). Das Fokussieren und Lauern könntest du also prima verstärken.

Hierzu bereitest du im Vorfeld das Signal „Lauern“ als Ankündigung für das Lauerspiel vor.

Du sagst das Wort „lauern“ freundlich und ein bisschen gedehnt, um es spannend zu machen. Dann bewegst du ein Leckerli langsam vor den Augen deines Hundes und wiederholst dabei das Wort „lauern“. Er verfolgt das Leckerli dabei ganz genau mit seinen Augen. Dann wirfst du es plötzlich weg, damit dein Hund hinterherjagen darf.

Dieses Spiel wiederholst du ein paar Mal an verschiedenen Tagen und an unterschiedlichen Orten, in eurem Garten, in eurer Siedlung oder im Park. Du prüfst, ob dein Hund auf das Signal „Lauern“ reagiert, indem du es nicht gleich beim Vorstehen als Belohnung verwendest, sondern wenn er beispielsweise in einer reizarmen Gegend ruhig neben dir hergeht.

Klappt das gut, kannst du im Wald üben und deinen Hund dort für das Vorstehen mit dem Lauerspiel belohnen. Zur Sicherheit führst du deinen Hund erst noch an der Schleppleine.

Du kannst das Leckerli auch in eine Papiertüte geben, diese zerknüllen und in deiner Jackentasche mitnehmen. Wenn dein Hund sich nach dem Signal „Lauern“ zu dir orientiert, bekommt er gleich mehrere Jagdsequenzen als Belohnung: das Lauern, Hetzen, Zerreißen und Fressen!

Nicht nur bei Vorstehhunden funktioniert das gut. Auch bei meiner bosnischen Mischlingshündin mit einer Selbstversorger-Vergangenheit kann ich mit dem Signal „Lauern“ ihre Pirsch auf Mäuse beenden. Wichtig bei dieser Übung ist dein Timing. Dein Hund darf noch nicht zu hoch in seiner Erregung sein. Würde ich bei Nala z.B. nicht rechtzeitig reagieren und sie würde bereits zum Mäuselsprung ansetzen, käme mein Signal für das Lauerspiel sicherlich zu spät.

Genauso ist es bei Jagdhunden auch ganz individuell, wie lange sie vorstehen. Das bedeutet, dass du deinen Hund ganz genau beobachten solltest, um dein Timing gut abzustimmen.


Neben den aktuellen Bedürfnissen deines Hundes und seiner Erregung ist die Wahl des richtigen Verstärkers auch abhängig davon, wie wichtig dir selbst ein gezeigtes Verhalten ist und wie „teuer“ es ist.

Was meine ich damit?

Der Rückruf ist ein sehr wichtiges Verhalten. Plus: es kann auch sehr teuer sein.

Wenn ein Signal so wichtig ist, dass es Leben retten kann und gleichzeitig aber auch in Konkurrenz steht mit vielen anderen attraktiven Dingen (Spiel mit Artgenossen, Sichtung von Wild, etc.), dann ist es wichtig und teuer. Das bedeutet, dass wir es IMMER, ein HUNDELEBEN LANG belohnen und zwar GROßZÜGIG 😊.

Ein anderes wichtiges Verhalten ist das Ausgeben von Unrat oder Essensresten am Wegesrand. Das Signal „Aus“ ist wichtig, da es beispielsweise Vergiftungen und Krankheiten vermeidet und es ist unter Umständen auch teuer, da wir gegen halb aufgegessene Wurstbrote, Kekse, etc. konkurrieren.


Beim Aufbau von wichtigen Signalen kommt es darauf an, dass wir im Training sehr vielseitige und bedürfnisorientierte Belohnungen einsetzen.


Wenn du z.B. deinen Hund aus einer Hundegruppe abrufen möchtest, kannst du oft nicht wissen, was genau in dem Moment das Bedürfnis deines Hundes ist. Vielleicht wollte er sowieso gerade aufhören zu spielen, als er das Signal „Hier“ gehört hat und ein Zergelspiel mit dir wäre dann gar nicht so passend als Verstärker.

Vielleicht hat er Hunger nach so einem anstrengenden Spiel mit Artgenossen; in dem Fall wären Leckerli ein toller Verstärker.

Und weil du eigentlich immer nur abschätzen kannst, was deinem Hund gerade als Belohnung gefallen könnte, ist es praktisch, wenn du wichtiges Verhalten im Training sehr vielseitig belohnst.

Dein Hund macht beim Signal „Hier“ blitzschnell eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Mit einer vielseitigen Verstärkungsgeschichte vermeidest du, dass dein Hund zu folgendem Ergebnis kommt: „Dafür gab es immer nur ein Stück Trockenfutter, da spiele ich jetzt doch lieber mit Luna und Rex weiter!“


Die Hobbyliste deines Hundes

Furry Fellows_Hobbyliste Hund

Für das Aufbauen einer vielseitigen Verstärkungsgeschichte hilft dir eine Liste mit den Lieblingshobbys deines Hundes.

Im ersten Schritt schreibst du erstmal alles auf, was dir einfällt. Danach kontrollierst du die Liste nochmal und streichst alle Hobbies, die für deinen Hund zwar eine tolle Belohnung wären, die du aber aus praktischen, ethischen oder auch gesetzlichen Gründen nicht als Belohnung einsetzen kannst. Dies könnte z.B. das Wälzen in Hinterlassenschaften sein oder das Hetzen von anderen Tieren.

Nehme auch Verhaltensweisen in die Liste mit auf, die ihr sporadisch in der Umwelt findet. Dein Hund liebt es, im Sommer seine Pfötchen in einem Teich zu kühlen oder evtl. ist er sogar eine Wasserratte und schwimmt gerne? Schreib alles in deine Liste.

Dann nimmst du ein Ranking vor, z.B. von 1 bis 10 und notierst dir noch andere nützliche Anmerkungen, wie den Kontext, die passenden Übungen, Fortschritte, Rückschritte etc. So schaffst du dir für das Training im Alltag eine praktische und schnelle Übersicht. Außerdem vergisst man in der Alltagshektik auch viele Dinge. Da ist es hilfreich, wenn man eine Liste hat.

In Bellos Hobbyliste oben im Bild sehen wir, dass er „Ball jagen und apportieren“ sowie „Stöckchen sammeln und verbuddeln“ sehr liebt. Diese beiden ersten Plätze in seinem Ranking schauen wir uns mal genauer an:

1. Ball jagen und apportieren

  • Rückruf trainieren: Bello kommt nach dem „Hier“ zurückgeflitzt. Kurz bevor er bei mir ist, rufe ich das Signal „Fetch“ und werfe seinen Lieblingsball weg. Er darf sofort hinter seinem Ball herjagen und ihn zurückbringen. Anmerkung: an warmen Sommertagen holt er den Ball gerne aus dem Wasser. Erregung kontrolliert runterfahren (Erregungswelle).
  • Das „Aus“ trainieren: Sobald Bello auf das Signal „Aus“ den Ball loslässt, darf er auf Signal „Fetch“ hinterherjagen. Anmerkung: wegen des abrupten Stoppens am Ball lieber nicht auf Asphalt üben. Erregung kontrolliert runterfahren (Erregungswelle).

2. Stöckchen sammeln und verbuddeln

  • Das „Aus“ trainieren: Bello lässt das Stöckchen auf das Signal „Aus“ los und darf es danach mit „Nimm's“ weitertragen.
  • „Sitz“ auf Distanz trainieren: Nachdem Bello ein Stöckchen gefunden hat und eine Versteckstelle sucht, gebe ich das „Sitz“ Signal. Als Belohnung gebe ich ihm das Signal „Buddeln“. Anmerkung: Noch nicht im Freilauf üben, sondern an einer 5-Meter-Leine, da gerade schönes Wetter ist und viele Mountainbiker unterwegs sind.

Das Schöne ist, dass du diese Liste jederzeit zu Rate ziehen kannst, aber auch erweitern kannst. Während Bello das Versteck für sein Stöckchen buddelt, hast du plötzlich eine Idee: in dieser Situation könnt ihr ja auch super gut euer Unterbrechungssignal üben! Wenn Bello nach dem Signal „Tabu“ aufhört zu buddeln, bekommt er mit dem Signal „Buddeln“ seine Belohnung und du hast seine Verhaltensunterbrechung richtig gut verstärkt. Seid ihr wieder zurück von eurem Spaziergang, kannst du deine Liste mit dieser Idee ergänzen.

Es ist sogar ratsam, deine Liste regelmäßig zu überarbeiten und sie nicht als statisch zu betrachten. Ein Seniorhund z.B. hat andere Bedürfnisse als ein Junghund. Und zusammen mit den Bedürfnissen verändert sich auch seine Hobbyliste. Vielleicht bevorzugt er nun eher ruhigere Belohnungen: einer Geruchsfährte nachgehen, seinen Dummy oder Ball suchen oder verstreutes Futter auf einer Wiese erschnüffeln. Deiner Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt!

Du siehst, mit so einer Übersicht kannst du dein Training optimal gestalten und deine wichtigsten Signale mit vielen verschiedenen Belohnungen verknüpfen.

Und selbst wenn du dann in Alltagssituation gerade nicht DEN einen richtigen Verstärker dabei hast, ist das nicht schlimm. Du hast ja durch dein Training eine solide Verstärkungsgeschichte aufgebaut. In solchen Momenten belohnst du deinen Hund mit dem, was du bei dir hast. Und auch ist es dann vielleicht nur sein normales Trockenfutter, weil du versehentlich den falschen Beutel mitgenommen hast.

Du merkst dir einfach, dass du deinen Hund für einen super prompten, blitzschnellen Rückruf nur mit Trockenfutter belohnt hast und machst zuhaue nochmal ein paar Wiederholungen mit der Leberwursttube oder der Papier-Leckerli-Tüte. So gleichst du die Kosten-Nutzen-Rechnung wieder zu deinem Vorteil aus.


Bitte berücksichtige, dass komplette Trainingsanleitungen das Format eines Blogs sprengen würden.

Die in den Beispielen genannten Signale „Aus“, „Tabu“ und ein Sitz auf Distanz bauen wir erst kleinschrittig und positiv auf, bevor wir sie auch in schwierigen Situationen üben können.

Sowohl der Rückruf als auch das Jagdkontroll-Training bestehen aus vielen einzelnen Bausteinen, die wie Zahnrädchen ineinander greifen und die du am besten in einem angeleiteten Training übst. Das 1zu1-Format im Einzelcoaching (Junge und erwachsene Hunde; Tierschutzhunde) bietet dir eine sehr effektive Möglichkeit, diese Themen intensiv zu trainieren.

Dieser Artikel soll dazu dienen, dir anhand einzelner Trainingsbausteine diverse Verstärkungsmöglichkeiten alltagstauglich zu erklären.

Ich hoffe, du konntest ein paar praktische und hilfreiche Anregungen mitnehmen! 😊


Ein wichtiger Hinweis und Tipp noch zum Schluss:

Leckerli, Schlecktube & Co., die zur Belohnung oder auch für Suchspiele, Intelligenzspiele und Beschäftigung eingesetzt werden, solltest du bei der täglichen Ration des normalen Futters berücksichtigen und die Menge entsprechend anpassen.

Praktisch ist es, wenn du einen Teil des normalen Futters für das Training verwenden kannst. So bekommt dein Hund alle wichtigen Nährstoffe, die in Leckerli nicht ausreichend vorhanden sind.

Du kannst Trockenfutter z.B. mithilfe von Käse aufwerten. Du knapst einfach einen Teil der täglichen Trockenfutter-Ration ab und füllst sie zusammen mit ein paar „duftenden“ Käsestückchen in eine Frischhaltebox. Das Trockenfutter nimmt den Käsegeruch an und wird somit gleich ein weinig interessanter für deinen Hund.

Nassfutter lässt sich mithilfe von befüllbaren Belohnungstuben super im Training verwenden.

Oder wenn du barfst, kannst du einen Teil der Mahlzeit pürieren und auch in eine Futtertube füllen.